Andrej Kurkow: Kartografie der Freiheit. Aus dem Russischen von Claudia Dathe. Innsbruck, Wien 2018.

Europäischer Traum, lebst du noch?

Der große europäische Roman der Menschen
In der letzten Nacht vor der Aufnahme Litauens in den Schengenraum beschließen drei Paare den Aufbruch in ein neues Leben: Ein Paar zieht es nach London, eines geht nach Paris, das dritte bleibt im Baltikum und versucht dort sein Glück mit einer originellen Geschäftsidee. Ob glänzende Metropole oder osteuropäische Provinz – die jungen Menschen möchten den europäischen Traum von einer besseren Zukunft zum Leben erwecken. Vom Leben in Europa erwarten sie sich mehr als Reisefreiheit und Telefonieren ohne Roaming-Gebühren. Aber kann Europa sein großes Versprechen von Freiheit und Miteinander tatsächlich einlösen? Und was ist dieser „europäische Traum“ eigentlich?

Ein Abgesang auf das „Europa für alle“?
Die mutigen Paare aus Osteuropa erhoffen sich eine offene Gesellschaft, die ihnen freundlich entgegentritt, berufliche Entfaltungsmöglichkeiten und gesicherte Lebensverhältnisse. Als die Glückssucher zu ahnen beginnen, wie nah Erfüllung und Enttäuschung beieinanderliegen und wie wenig Westeuropa für sie zu bieten hat, erhält die Aufbruchsstimmung erste Dämpfer. Voller Wucht trifft sie die schmerzhafte Realität der „europäischen Gemeinschaft“: Entgegen dem Ideal eines Europas ohne Grenzen spalten sich Union und Gesellschaft in vermeintlich „alte“ und „neue“ Europäer. Mit einem Mal finden sich die jungen Paare als Fremde an den gesellschaftlichen Rand und in den finanziellen und persönlichen Ruin gedrängt. Das eben noch zum Greifen nah erschienene bessere, „europäische“ Leben rückt immer weiter in die Ferne …

Andrej Kurkow legt den Finger in die Wunde Europas
Der ukrainische Bestseller-Autor Andrej Kurkow erlebte die Zeit des Kiewer „Euro-Majdan“ hautnah mit. Er kennt die Hoffnungen der Osteuropäer in die Europäische Union. Und er kennt ihre bittere Enttäuschung. Wer also kann den großen europäischen Roman unserer Zeit schreiben, wenn nicht er? Aus einem zutiefst menschlichen Blickwinkel zeichnet Andrej Kurkow die Schicksale dreier Paare – ihre Hoffnungen und Enttäuschungen, ihr Festhalten am großen gemeinschaftlichen Freiheitsversprechen. Welche Rolle spielt die europäische Idee für die Identität der Menschen und Nationen? Waren wir uns im Eindruck zweier Weltkriege näher, als heute unter dem gemeinsamen Dach der Europäischen Union? Sind wir wirklich ein Europa? Ein mutiger und aufrüttelnder Roman. (Text: Haymon Verlag)

Über den Autor:
Andrej Kurkow (*1961 in St. Petersburg) lebt in Kiew. Er studierte Fremdsprachen (spricht insgesamt elf Sprachen), war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach wurde er Kameramann und schrieb zahlreiche Drehbücher. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und arbeitet daneben für Radio und Fernsehen.

Über die Übersetzerin:
Die in Jena lebende Literaturübersetzerin ↗ Claudia Dathe (*1971) studierte u.a. Übersetzungswissenschaft in Leipzig, Pjatigorsk (Russland) und Krakau. Nach längeren Auslandstätigkeiten in Kasachstan und der Ukraine arbeitete sie von 2009 bis 2016 als Koordinatorin für Projekte zum literarischen Übersetzen am Slavischen Seminar der Universität Tübingen und 2016 bis 2021 in der Bürgerstiftung Jena als Leiterin der Kulturberatungsstelle.

Weiterführende Links:
Link zum Titel im Online-Bibliothekskatalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Link zum Titel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Link zum Titel auf der Verlagsseite
Rezensionen auf Perlentaucher.de

Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.