Die erste Naturlehre in deutscher Sprache
Konrad von Megenberg: Das Buch der Natur. Augsburg: Johann Bämler, 1481
Maße: 27 x 20 cm
Einband aus Pappe mit gelbem Papierüberzug
Signatur: Inc 65
Provenienz: Alter Bibliotheksbesitz
Sammlung:
Die handschriftliche Vorlage des Lexikons stammt bereits aus der Mitte des 14. Jahrhunderts und geht im Kern auf die Enzyklopädie Liber de natura rerum des flämischen Dominikaners Thomas von Chantimpré zurück, der in Köln bei Albert Magnus studiert und an seinem mehrbändigen Werk von 1225 bis 1241 gearbeitet hatte. Konrad von Megenberg, im Jahr 1309 bei Nürnberg geboren, hatte Chantimprés Naturlehre zwischen 1349-50 überarbeitet und den Bedürfnissen der Zeit angepasst. Sichtlich beeindruckt von der Vorlage stellte er fest »an diesem buch hat ein hochgelerter man beÿ fünffzehen jaren colligiert un gearbeÿe«. Von Megenberg, der den Grad eines Magisters an der Sorbonne in Paris erlangt hatte, wo er dann auch für einige Jahre als Lehrer tätig war, verfasste sein Lehrbuch in der Volkssprache, also in deutsch. Nach dem Erstdruck vom 30. Oktober 1475 erschienen bei Johann Bämler, Drucker in Augsburg, weitere Auflagen (1478 und 1481), zu der auch die Weimarer Ausgabe gehört.[1] Allein im Laufe des 15. Jahrhunderts folgten dem Erstdruck sechzehn Nachauflagen.[2] Die Popularität von naturwissenschaftlichen Fragestellungen im 15. Jahrhundert geht auf ein zunehmendes Interesse an der Beschreibung des Universums, der Erde, der Menschen, Tier- und Pflanzenwelt zurück.
Das systematisch angelegte Nachschlagewerk ist in zwölf Abschnitte unterteilt, die vom Menschen ausgehend »Also von dem haubt biß auff die fueß«, den Kosmos »vô den hÿmeln uñ vô den sibê planeten«, die Pflanzen, Tiere, Bäume und Kräuter »vô natur uñ thÿere. Also vô de Esel, Roß, Hund«, »von allerleÿ baumen«, »vô vil heÿmlichê kreütern uñ früchtê« in kurzen Passagen erläutert. Die Kapitel werden jeweils mit ganzseitigen Holzschnitten eingeleitet, die in die Sachverhalte anschaulich einführen. Die abgebildete Illustration zeigt »vil unreÿnê würmen als von Spinnen, Kroten, Schnecken, Floch und von vil anderm Gewürm was natur habê«. Und »woelches nütz uñ unnütz seÿ« das findet der Leser auch heute noch »ordenlich nach einander geschriben« (S. 1-2).
Die erste Naturlehre in deutscher Sprache diente auch Johannes de Cuba als Anregung für das erste Arzneibuch in deutscher Sprache (Kat. 4).
Text: Claudia Kleinbub[1] 1482 wurde Das Buch der Natur in den Augsburger Offizinen von Anton Sorg und Johann Schönsperger gedruckt und 1499 von Schönsperger in einer korrigierten Fassung nochmals aufgelegt. Vgl. Heyer 1998, S. 1-2.
[2] Vgl. Kratzsch 1981, S. 80 und weiterhin Raffel 2007, S. 42-43.
Digitalisat des Buches: Konrad von Megenberg: Das Buch der Natur. Augsburg: Johann Bämler, 1481