Der seltenste Nietzsche-Druck
Friedrich Nietzsche: Homer und die klassische Philologie. Ein Vortrag. Basel, 1869
Maße: 21 x 14,7 cm
Farbig kaschierter Papiereinband
Signatur: C 4532, mit eingedruckter Widmung an die Schwester, Elisabeth Nietzsche
Provenienz: Bibliothek des ehemaligen Nietzsche-Archivs
Seine am 28. Mai 1869 an der Universität Basel gehaltene Antrittsvorlesung Über die Persönlichkeit Homers publizierte Friedrich Nietzsche noch im gleichen Jahr als Privatdruck in vermutlich dreißig Exemplaren für Freunde und Kollegen, nun unter dem Titel Homer und die klassische Philologie. Heute sind von diesem Druck noch ungefähr 13 Exemplare in Bibliotheken und Sammlungen nachweisbar, davon sechs Exemplare in Weimar.
Maße: 21 x 14,7 cm
Farbig kaschierter Papiereinband
Signatur: C 4532, mit eingedruckter Widmung an die Schwester, Elisabeth Nietzsche
Provenienz: Bibliothek des ehemaligen Nietzsche-Archivs
Seine am 28. Mai 1869 an der Universität Basel gehaltene Antrittsvorlesung Über die Persönlichkeit Homers publizierte Friedrich Nietzsche noch im gleichen Jahr als Privatdruck in vermutlich dreißig Exemplaren für Freunde und Kollegen, nun unter dem Titel Homer und die klassische Philologie. Heute sind von diesem Druck noch ungefähr 13 Exemplare in Bibliotheken und Sammlungen nachweisbar, davon sechs Exemplare in Weimar.

In seinem Vortrag zog Nietzsche eine Bilanz der philologischen Diskussion zur»Homerischen Frage«, jener Frage also, ob einerseits Homer eine geschichtliche oder eine zu einem späteren Zeitpunkt erfundene Person war, andererseits, ob Ilias und Odysee das Werk nur eines oder mehrerer Dichter waren. Nietzsche versuchte auch selbst darauf zu antworten: »Wir glauben an den einen grossen Dichter von Ilias und Odyssee – doch nicht an Homer als diesen Dichter.« (S. 22). Nietzsche stellt angesichts mangelnder Quellen statt der philologischen Fragen (z.B. nach Person, Sprache, Quellentexten, Überlieferungswegen, geschichtlichen Umständen) ästhetische, also philosophische Aspekte in den Vordergrund: Er sieht »Homer als de[n] Dichter der Ilias und Odyssee« nicht als »eine historische Überlieferung, sondern als ein ästhetisches Urtheil« an (S. 20). Ilias und Odyssee sind »ein Produkt der nach ästhetischen Regeln verfahrenden Reflexion« (S. 20). Der junge Basler Professor der klassischen Philologie trägt somit schon in seiner Antrittsvorlesung Umrisse seines philologischen Programms vor, welches den Schwerpunkt auf ästhetische Fragestellungen legen wird. Philologie soll nach Nietzsche auf der Grundlage »von einer philosophischen Weltanschauung« zu einer Sicht auf »das Ganze und Einheitliche« führen: »philosophia facta est quae philologia fuit«. (S. 24). In seiner 1872 folgenden berühmten Schrift Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik wird er sein Programm »Philosophie ist geworden, was Philologie war« konsequent umsetzen, weg von den »Stoppelfeldern der Philologie« hinein in die Weiten der Philosophie.
Nietzsches private Bücher, die von Elisabeth Förster-Nietzsche zusammengetragen wurden, wie auch die Bibliothek des ehemaligen Nietzsche-Archivs befinden sich seit 1955 in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek.
Text: Erdmann von Wilamowitz-Moellendorff
Digitalisat zum Buch: Friedrich Nietzsche: Homer und die klassische Philologie. Ein Vortrag. Basel, 1869
Nietzsches private Bücher, die von Elisabeth Förster-Nietzsche zusammengetragen wurden, wie auch die Bibliothek des ehemaligen Nietzsche-Archivs befinden sich seit 1955 in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek.
Text: Erdmann von Wilamowitz-Moellendorff
Digitalisat zum Buch: Friedrich Nietzsche: Homer und die klassische Philologie. Ein Vortrag. Basel, 1869