Die Luther-Bibel: Das Wort Gottes auf Neuhochdeutsch

Martin Luther: Biblia, das ist, die gantze Heilige Schrifft Deudsch, Band 2. Wittemberg: Lufft, 1534

Maße: 32,5 x 22 cm
Einband aus Kalbleder über Holzdeckeln mit Metallschließe
Signatur: Cl, I: 58b
Provenienz: Alter Bibliotheksbesitz
Sammlung:

Nachdem Martin Luther schon 1522 das Neue Testament auf Deutsch veröffentlicht hatte, beschäftigte er sich zwölf Jahre lang mit der Übersetzung des Alten Testaments, von der zunächst einzelne Teile erschienen, und brachte 1534 die erste Gesamtausgabe heraus. Das Übersetzungswerk war eine Gemeinschaftsleistung, zu der unter anderem Philipp Melanchthon Entscheidendes beigetragen hatte.
Luther und seine Freunde waren keineswegs die ersten, die die Bibel ins Deutsche übertrugen. Vor ihnen gab es bereits 18 gedruckte deutsche Bibeln. Aber Luther war der erste, der nicht die lateinische Version, die Vulgata, als Quelle nahm und diese Wort für Wort übersetzte, sondern den hebräischen und griechischen Urtext zugrundelegte. Damit verbunden war eine Befreiung vom lateinischen Sprachstil – mit dem Ziel, einen verständlichen Text herzustellen. Luther verwendete eine bildreiche Sprache, die dem gemeinen Mann »auff das maul sehen« wollte. Wenn die Sache es erforderte, erfand er neue Wörter. So sind »Denkzettel«, »Feuereifer«, »Herzenslust« oder »seine Hände in Unschuld waschen« zum ersten Mal bei ihm belegt. Durch den Erfolg seiner Bibelübersetzung wird Luthers Sprache nicht nur zum Bindeglied der reformatorischen Bewegung, sondern erlangt auch nationale Bedeutung. Die Ausbildung einer einheitlichen hochdeutschen Schriftsprache erhält durch ihn einen entscheidenden Impuls.
Das Weimarer Exemplar der Ausgabe von 1534 unterscheidet sich von den etwa 60 übrigen noch erhaltenen vor allem durch die Ausmalung der 128 Holzschnitte und Bildinitialen. Sie sind nicht bloß koloriert, sondern mit kräftigen blauen, grünen, roten Deckfarben prachtvoll ausgemalt und zum Teil mit Gold gehöht. Nicht nur der gedruckte Text transportierte das Wort Gottes, sondern auch das Bild. Als Beispiel wird die Darstellung des Propheten Josua als geharnischter Ritter vorgestellt. Das Motiv schuf Lukas Cranach d. Ä.
Beim Brand der Bibliothek 2004 konnte die Luther-Bibel, die damals auf der ersten Galerie des Rokokosaales stand, gerettet werden. Das Weimarer Exemplar wurde 2002 vom Taschen Verlag in hoher Auflage als Reprint herausgebracht. Dazu erschien ein Begleitheft von Stephan Füssel.

Text: Michael Knoche

Die digitalisierte Luther-Bibel aus dem Bestand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek.
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