Stammbücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Stammbücher sind Alben mit ursprünglich leeren, unbeschriebenen Seiten, in die sich Freunde, Verwandte und Bekannte des Stammbuch-Besitzers eingetragen haben.
Diese Buchform gibt es seit mehr als 450 Jahren. Bekannt sind Stammbücher auch unter der Bezeichnung Freundschaftsbücher; später entwickelte sich daraus die Poesiealben. Der Ausdruck »jemandem etwas ins Stammbuch schreiben« ist auch heute noch vielen geläufig.
Durch die weite Verbreitung in fast allen Gesellschaftsschichten und durch ihre vielfältige Ausstattung sind Stammbücher eine wichtige kultur- und sozialgeschichtliche Quelle. Sie geben Aufschlüsse über soziale Netzwerke, Reiserouten, Studienorte ihrer Besitzer und genealogische Zusammenhänge. Neben den Autographen der Einträger mit Sprüchen und literarischen Zitaten enthalten die Bücher Wappen, Porträts, Kostümdarstellungen, Ortsansichten, Genreszenen aus dem Studentenleben, allegorische Bilder und frei gewählte Sujets wie Phantasielandschaften und perspektivische Kunststücke, die in der Regel von berufsmäßigen Künstlern ausgeführt wurden.
Umfang und Erschließungsstatus
Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek verwahrt die weltweit größte Sammlung an Stammbüchern aus der Zeit von 1550 bis 1950. Die Sammlung wird laufend antiquarisch ergänzt und digitalisiert. Derzeit umfasst die Digitale Stammbuch-Sammlung ca. 1600 Titel.
Provenienz
Den Grundstock zur Weimarer Sammlung legte 1805 ein Ankauf von 275 Stammbüchern aus dem Besitz des Ulmer Buchdruckers Christian Ulrich Wagner. Die Sammlung wurde seither kontinuierlich ausgebaut. Eine Sammlung von 80 Poesiealben Thüringer Provenienz aus den Jahren 1850 bis 1938 wurde 1999 aus Privatbesitz angekauft und zeigt die Entwicklung des Stammbuchs hin zum Poesiealbum.
Weiterführende Links
↗ Alle Titel der Stammbuch-Sammlung im Online-Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
↗ Detailierte Beschreibung der Stammbuch-Sammlung
Hier finden Sie alle digitalisierten Titel: